Opel Astra OPC im Fahrbericht: Flitzlicht-Gewitter auf der Nordschleife

Taktierende Manager, zeternde Betriebsräte, zerknirschte Mitarbeiter – hier in der Eifel ist das alles weit weg. So wie eben viele Dinge von einem Eifelaner Blickwinkel aus weit weg sind. Für die meisten Opel-Kunden mag auch der neue Opel Astra OPC ziemlich weit weg sein: 280 PS, ein maximales Drehmoment von 400 Newtonmetern, der Sprint von null auf 100 km/h in sechs Sekunden. Und so bodenständig wie die Region gibt sich das von Opel auserkorene Terrain für die erste Fahrt nun wirklich nicht: Nordschleife. Schon der Erstkontakt erfolgte hier, den Fahrersitz wollte Motorsport-Profi und OPC-Verantwortlicher Volker Strycek damals jedoch nicht räumen.
Jetzt muss er. Und der Opel Astra OPC muss ran, fliegt auf die Kompression in der Fuchsröhre zu, katapultiert sich dort stoisch gelassen wieder heraus, feuert ziemlich unbeeindruckt über den linken Curb auf der Anfahrt zum Adenauer Forst. Dritter Gang, ein kurzer Moment Ruhe. Das Fahrwerk mit so genannter Hiperstrut-Vorderachse – in den Sturzwerten nochmals reduziert – weckt Vertrauen, wie es derzeit nicht mal mehr der Sparkassen-Mitarbeiter von der Filiale nebenan schafft. Die Abstimmung toleriert sogar noch ein wenig Komfort.


 

Opel Astra OPC verblüffend neutral
Einlenken, leicht am Gas bleiben, und der Opel Astra OPC klinkt sich ohne zu zögern in die vorgegebene Umlaufbahn ein, um ihr verblüffend neutral zu folgen. Selbst das Leergewicht von pausbäckigen 1.550 Kilogramm steht der Agilität weit weniger im Weg herum als befürchtet. Gut, bei 20 Zoll (Serie: 19 Zoll) großen Rädern auch kein Wunder, oder? Jein, denn nach einigen Runden Nordschleifen-Folter macht sich in der einen oder anderen engen Kehre minimales Untersteuern bemerkbar.
Und wie kommt der Opel Astra OPC wieder aus den Ecken raus? Immerhin wirkt eine Drehmoment-Flutwelle auf die Antriebsachse ein, die in der Marken-Historie bestenfalls der Lotus Omega selig toppt. Jetzt meldet das mechanische Sperrdifferenzial mit 50 Prozent Sperrwirkung seinen Arbeitsbeginn, solidarisiert sich mit der Vorderachskonstruktion und erzielt ein Gripniveau, das Frontantriebs-Freunde laut jubeln und Heckantriebs-Jünger an ihrem Glauben zweifeln lässt. Ob der Jubel bei Nässe anhält? Keine Anhnung, denn die Eifel ist auch nicht mehr das, was sie mal war – nämlich häufig verregnet.
Wild fauchendes Zweiliter-Triebwerk
Ähnliches gilt für die Charakteristik des OPC-Antriebs. Während der Vorgänger etwas rüpelhaft mit seiner Leistung um sich warf, verteilt sie das neue, wild fauchende Zweiliter-Triebwerk des Opel Astra OPC deutlich harmonischer. Zwar benötigt der Twinscroll-Lader (getrennte Abgasströme) einen Wimpernschlag für den Druckaufbau, doch bereits bei 1.500/min ist klar, wohin die Reise geht. Der Direkteinspritzer (Druck: ordentliche 155 bar) lebt klar von der Gewalt seiner Durchzugskraft, kurz vor 6.000/min flaut sein Ehrgeiz merklich ab. Doch damit kommt der Fahrer gut zurecht, denn das manuelle Sechsganggetriebe stellt dank der geglückten Spreizung immer eine passende Übersetzung bereit.


 

Opel Astra OPC mit elektrohydraulischer Lenkung
Für Frontantriebs-Skeptiker bleibt allerdings noch eine Frage offen: Wie stark zerrt der Antrieb in der Lenkung? Opel leistet sich sogar den Luxus, die elektromechanische Konstruktion des GTC im Opel Astra OPC gegen eine elektrohydraulische auszutauschen. Ihre Kennung variiert abhängig vom Normal-, Sport- oder OPC-Modus. Nach einigen Versuchen ist klar: Die Wahrheit liegt – mal wieder – in der Mitte, denn im Sport-Programm weicht die arg gefühllose Leichtgängigkeit einem festen Händedruck, der Komfort bleibt auf einem akzeptablen Niveau, die Agilität sowieso.
In der OPC-Stellung übertreibt es der Opel Astra OPC ein bisschen – beim Preis übrigens auch, denn für 34.250 Euro bekommt der Käufer weder die überzeugenden 20-Zoll-Räder noch die nahezu perfekten, 18-fach einstellbaren Schalensitze. Daher bleibt der Opel Astra OPC wohl für viele Fans weit weg – nicht nur von der Eifel aus betrachtet.

 

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